Stille ist eine wahre Tankstelle für die Seele. Gerade in der modernen Welt ist Stille ein sehr seltenes Gut geworden, wobei viele Menschen sogar die Stille fürchten. Meditation eignet sich jedoch hervorragend, um in sich zu gehen und neue Kraft zu erhalten.
Meditation – Auswirkung auf Seele und Körper
Die verschiedenen Formen der Meditation sind Möglichkeiten, in die Stille zu gelangen. Um zu prüfen, wie sich Meditation auf Körper und Seele auswirkt, sind in großen Universitätskliniken in Amerika Experimente durchgeführt worden. Dabei nahm man Hirntomografenbilder und EEG-Messungen zu Hilfe.
Es konnte festgestellt werden, dass der Körper beim Meditieren in einen Zustand völliger Ruhe gelangt, während der Geist bewusst und wach ist. Es kommt zur Muskelentspannung und zur Senkung von Blutdruck und Pulsfrequenz. Wer regelmäßig meditiert, stärkt automatisch sein Immunsystem. Gleichzeitig werden die Hirnregionen aktiver, die die Aufmerksamkeit steuern und das Beobachten von Vorgängen lenken. Stresshormone reduzieren sich, während mehr Glückshormone ausgeschüttet werden. Zudem wird das Gedächtnis verbessert. Menschen, die regelmäßig meditieren, verfügen über ein größeres Maß an Wohlbefinden und Glücksgefühlen. Sie haben den Blick in erster Linie auf das Positive gerichtet und können mit Stresssituationen besser umgehen.
Es gibt verschiedene Meditationstechniken, die jeder Mensch erlernen kann. Manche Menschen bevorzugen die Meditation im Kloster und nehmen sich damit eine Auszeit aus dem lärmenden Alltag. Es muss aber nicht unbedingt eine Technik erlernt werden, um Stille zu erfahren und es muss auch nicht jeder Mensch ins Kloster gehen. Um Stille genießen, ja sogar aushalten zu können, benötigen viele Menschen der modernen Welt eine längere Zeit der Übung. Diese Übungszeit ist sehr lohnenswert und die Stille-Oasen im Alltag möchte man dann nicht mehr missen.
Die Angst vor Stille
Der moderne Mensch in der zivilisierten Welt merkt oftmals gar nicht, wie sehr er von Lärm umgeben ist. Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als mir Stille bewusst wurde und damit auch klar wurde, in welcher lauten Umgebung ich bis dahin lebte. Dieser Moment war der Zeitpunkt, als wir auswanderten und in Spanien inmitten einer Berglandschaft eine Pause einlegten. Wir, mein Lebenspartner und ich, stiegen aus unserem Bus aus und hörten: Nichts! Es herrschte eine Stille vor, die ich bis dahin tatsächlich nicht kannte. Ab und zu war ein Vogelgezwitscher zu hören, aber sonst fehlten jeglicher Straßenlärm oder sonstige Geräusche, die von Menschen gemacht sind. Es war – und ist heute immer noch – eine überwältigende Wohltat und ich konnte nicht genug von dieser Stille bekommen. Wir erleben hier in unserer stillen Umgebung aber auch immer wieder, dass Menschen, die in Urlaub kommen, die Stille kaum aushalten können. Eine Unruhe macht sich dann breit, denn bei Stille werden die eigenen Gedanken lauter. Gedanken, Sorgen, Probleme, Befürchtungen …, all das lässt sich natürlich in lauter Umgebung bestens verdrängen. Ist dann plötzlich keine äußere Ablenkung durch einen gewissen Geräuschpegel vorhanden, können diese verdrängten Gefühle und Gedanken sehr beängstigend sein.
Langfristig gesehen wirkt Stille jedoch wahre Wunder und wer es schafft, dieses Chaos an Gedanken an sich vorbeiziehen zu lassen, wird sein Innenleben automatisch ordnen und zu mehr Klarheit, innerer Ruhe und Gelassenheit gelangen.
Stille in den Alltag einbauen
Wer nun keine spezielle Meditationstechnik erlernen und trotzdem regelmäßig in sich gehen möchte, kann Stille-Oasen in seinen Alltag integrieren. Wichtig ist, sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Viele Menschen beginnen mit der Meditation, indem sie krampfhaft versuchen die Gedanken auszuschalten. Oder sie hegen von Anfang an Gedanken wie: ‚Ich muss jetzt innerlich ruhig werden!‘, ‚Ich darf jetzt nicht an xy denken!‘. In den Stille-Oasen musst du gar nichts tun. Es geht darum, einfach mal inne zu halten, in sich zu gehen und die Außenwelt für einen Moment auszuschalten. Richte deine Aufmerksamkeit auf dein Inneres. Anfangs kann es helfen, sich auf den Atem zu konzentrieren oder einfach nur wahrzunehmen, was da grade im Körper los ist. Anderen hilft es, sich still vor ein Bild zu setzen, welches Ruhe ausstrahlt. Wer dies regelmäßig tut, wird mit der Zeit sogar seine Stille-Oasen während der Fahrt mit der Bahn oder im Taxi genießen können. Am Anfang ist es jedoch meistens hilfreich, sich an einen Ort der Stille zu begeben. Wer keine freie Natur um sich hat, um beispielsweise im Wald oder inmitten eines Kornfeldes Stille zu genießen, kann sich in ein Zimmer zurückziehen und dort zumindest für ein paar Minuten die Augen schließen, ruhig sitzen bleiben und in sich gehen.
Ich höre förmlich schon die „Ja, aber…“-Sätze, die behaupten, dass es in deinem Leben keinen Ort und kein Zimmer gibt, wohin du dich zurückziehen könntest. Da wären die Kinder und der Ehemann, das ständig laufende Fernsehgerät oder überhaupt die fehlende Zeit für sich alleine. Jeder Mensch hat die Option, wenigstens eine halbe Stunde am Tag für sich zu reservieren. Mögen Kinder, Mann, Frau oder Freunde auch anfangs etwas beleidigt sein, wenn du dir das Recht auf deine Stille-Oase nimmst, werden diese Mitmenschen langfristig gesehen davon profitieren. Du wirst nämlich durch diese Art von Meditation zufriedener, glücklicher und gelassener sein und dies wirkt sich wiederum positiv auf den Umgang mit Menschen aus. Und wer jetzt immer noch sagt, es gäbe in seiner Umgebung keinen Ort der Stille: Fast in jedem Dorf gibt es eine Kapelle oder Kirche, die für stille Momente offen steht. Außerdem gibt es Ohrstöpsel, die auf wohltuende Weise selbst im lautesten Raum für Ruhe sorgen.